Freitag, 27. Oktober 2023

3. Kapitel (G)

Als sie nebenan die Tassen auf das Tablett stellte, sah sie Elli und das fremde Mädchen in der Kutsche. Das Mädchen zeigte Elli seine Puppe, aber Elli wirkte nicht sehr interessiert … sie sah abwechselnd das Mädchen und die Puppe an und schien beide seltsam zu finden.
„Heißt du Tyyra?“ fragte sie plötzlich.
„Ich heiße Tyyra Hedvig.“
„Deine Mutter hat dich doch anders genannt … wie hat sie dich genannt?“
„Schätzchen? Meinst du das? Das sagt Mutter immer zu mir, weil ich so ein braves Mädchen bin.“
„Was sagt sie denn, wenn du ungezogen bist?“
„Ich bin nie ungezogen … Die Lehrerin in der Schule sagt, ich sei das beste Mädchen in der ganzen Klasse … ich bin der Primus …“
„Was ist das?“
„Weißt du nicht, was ein Primus ist? Warst du nie in der Schule?“
„Nein …“
„Oh, oh, das ist aber traurig … Gehen wir den Garten und pflücken Blumen für Aini … habt ihr Rosen? Aini liebt Rosen …“
„Wir haben keine Rosen … du kannst Erbsenblüten haben, wenn du willst.“
„Die gefallen Aini nicht …“
„Willst du hinten im Boot sitzen? Dann gehen wir an den Strand!“
„Ich gehe Mutter fragen, vorher komme ich nicht mit … man muß immer vorher seine Mutter fragen …“
„Dann gehe ich nicht, wenn du fragst.“
„Warum nicht?“
„Darum! Ich schade doch keinem damit, wenn ich einfach gehe …“
„Ein braves Mädchen fragt immer seine Mutter, bevor es irgendwo hingeht.“
Elli sah ihre Freundin eine Weile wortlos an, dann sagte sie: „Du tust nur so!“
„Ich gehe zu Mutter und nehme Aini mit“, sagte die andere beleidigt und ging.

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5. Kapitel (G)

Und abends beim Schlafengehen, als der Vater schon gegangen war, bekam Elli, die in den kalten fremden Laken lag, eine solche Sehnsucht nach...